LOAD e.V.

TRIALOG im TRIANGEL: „Warum braucht unsere Gesellschaft Cybersicherheit?“

Im Rahmen der Wissenswoche ANYMOS lud das TRIANGEL am Kronenplatz in Karlsruhe am 06.11. zu einem öffentlichen Abend mit Impuls, Podium und Publikumsfragen ein.

Den Auftakt gestaltete Markus Beckedahl mit einem Impulsvortrag zur Leitfrage, in der anschließenden Diskussion durfte ich für LOAD e.V. gemeinsam mit Bastian Leferink (raumobil/KVV regiomove)Prof. Dr. Jörn Müller-Quade (KIT) und einem diskussionsfreudigen Publikum Einblicke aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft austauschen.
Ina Kruwinnus führte durch einen Abend, der den Bogen von gesellschaftlicher Bedeutung von Daten, dem Spannungsfeld der Nutzungsfrage durch Dritte, dem Recht auf echte Anonymität bis hin zu digitaler Selbstbestimmung schlug.
Aus meiner Perspektive standen drei Aspekte im Vordergrund:
  • Erstens die Rechtssicherheit für ehrenamtliche IT-Sicherheitsforschung und das Recht auf Verschlüsselung als politische Forderungen, gerade mit Blick auf die nicht erfolgte Reformierung des sogenannten Hackerparagraphen gibt es hier weiterhin dringenden Handlungsbedarf.
  • Zweitens die strategische Förderung von Open-Source-Lösungen, auch und gerade in der öffentlichen Verwaltung, um Abhängigkeiten zu reduzieren, Alternativen aufzubauen und bei Nutzung von Open Data auch selbständig sinnvolle Anpassungen durchführen zu können.
  • Drittens die Stärkung digitaler Selbstbestimmung: Unsere Daten können Forschung verbessern, Porduktentwicklungen beeinflussen und auch durch Interoperabilität und einen Open Data Ansatz zur gemeinwohlorientierten Weiterentwicklung (digitaler) Infrastruktur beitragen. Hierfür braucht es neben einer Datensparsamkeit, die sich auf die wirklich benötigten Daten beschränkt, auch die Ermöglichung digitaler Selbstbestimmung. Wir müssen wirksam und alltagstauglich entscheiden können, ob und wofür unsere Daten genutzt werden.

Intransparente Geschäftsmodelle, wie gerade wieder im Rahmen der Databroker Files von Ingo Dachwitz und Sebastian Meineck am Beispiel von Standortdaten von EU-Personal öffentlich gemacht, sind nicht nur sicherheitspolitisch höchst problematisch, sondern auch mit Blick auf mündige Entscheidungen über die eigenen Daten nicht akzeptabel und das Ausbleiben der ePrivacy-Verordnung vor diesem Hintergrund besonders bedauerlich.
Der Abend hat aber auch gezeigt, wie wichtig das Zusammenspiel von Forschung, Praxis und Zivilgesellschaft ist, wenn es darum geht, digitale Infrastruktur offen, überprüfbar, sicher und benutzbar zu gestalten. Und dass die Gestaltung und Nutzung keine rein technische Herausforderung ist, sondern soziale Technikfolgenabschätzung trotz besserem Wissen oft noch gegen schlechtere Usability, UX und Friktion verliert und es hier einen Handlungsauftrag gibt.

© TRIANGEL Transfer | Kultur | Raum, Foto: Laila Tkotz